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In POST NO BILLS kann ich mich verirren. Music beyond categories, jenseits von ImproKomposition, jenseits der Musik- Schubladen. Opake Klangräume(Strange Attractor) und Kompositionskonzepte von hoher Komplexität(Ask Sirius), verquer funkige Rhythmen(Quast) und exquisite Gitarrensounds(Wellenmacher), getragene Kammermusik zwischen Claude Debussy und Henry Threadgill(Dalk), eine Klarinetten- Cantilene verschwindet im Transistorradio(Brazzaville) und von Ferne grüsst Maestro Morton Feldman(Pool Movement). Dazwischen Interludes voll hintergründigen Humors, Collagen, Klangfragmente, umd als Introduktion ein skurriles Duell von Flöte und gedämpfter Tuba(Blues for RMQ- wenn man diese Andeutung einer Andeutung eines Blues vernommen hat, weiss man alles oder nichts. Die Skurrilität und Vielseitigkeit von POST NO BILLS ist bereits in der eigentümlichen Instrumentalbesetzung angelegt: Die Tuba(Lu Hübsch) löst das Cello(Sebastian Gramss) in der Bass- Funktion ab, welches nun wiederum mit der Gitarre(Frank Wingold) und der Perkussion einen flirrenden Sound-Teppich ausbreitet, über dem sich Klarinette(Ole Schmidt) und Flöte(Chris Weinheimer)zu einem warmen Bläserklang verbinden, der wiederum durch weiche Tuba-Töne und einige gestrichene Cello-Klänge abgerundet wirf etc.pp...Kurz: die klangliche Phantasie der sechs jungen Musiker kennt kein Grenzen. POST NO BILLS haben eine verwirrend freche Debut-CD vorgelegt, spannend von der ersten bis zur letzten Minute. Das eigentlich Überraschende aber ist: Bei aller Polystilistik und Skurrilität strahlt das Sextett zugleich eine Souveränität, Geschlossenheit und Reife(!!) aus, wie ich sie nur von wenigen deutschen Gruppen kenne. Ist das die Musik der Generation X?!? Hören und entscheiden Sie selbst!
Martin Pfleiderer Jazzthetik 02/1996